Leicht und locker geschrieben, anscheinend aus einzelnen Essays zusammengestellt, die in sich zusammenhängen, liest sich dieses Buch als bedeutender Beitrag zu unserer weltweiten Religions- und Zeitgeschichte.
Vera Zingsem beschreibt die Hintergründe, die zur Wahrnehmung einer „bösen“ Lilith führten, welche aus der Urgöttin vorhistorischer Zeiten hervorgegangen ist, als unsere Erde noch von matriarchal orientierten Gesellschaften bewohnt wurde.
Um eine Gesellschaft umzustrukturieren, muss der vorher bestehende kulturelle Hintergrund umfunktioniert und dämonisiert werden. So wurde aus der Urfrau Lilith, die ihren Partnern in Augenhöhe begegnete, frei, selbständig und aktiv war, die Dämonin, die Männer verführend alle und alles in den Abgrund reißt.
Die Schöpfungsgeschichte einer matrilinearen Kultur steht im Vergleich zu patristischen Gewaltwerken, in denen ein Schöpfergott nichts Gutes an einer Frau lässt. Frau Zingsem zitiert u.a. aus dem jüdischen Sohar und macht deutlich, wie durchgreifend das Frausein gerade in der jüdisch-christlichen Entwicklung in die letzte Reihe geschoben wird, dem Manne untertan, schuldig an allen Misserfolgen, auch denen der Männer und ihres Gottes.
Dabei fehlt diesem Buch jede belehrende Aussage; es ist frei von ideologischen Ansätzen. Für Menschen, die nach lebhaften und einfühlsamen Texten zu diesem Thema suchen, ist es ein Vergnügen, hierin zu schmökern – seien sie nun Frau oder Mann.