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Es ist des Menschen größter Traum,
niemals zu fallen, fehlen;
und trotzdem sitzt er auf ‘nem Baum,
aus Höhe zu befehlen.
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Und denkst Du, daß er in der Angst
vorm Fallen unten bliebe?
Er klettert, ob Du nun auch bangst,
im Baum der jungen Triebe.
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Und immer höher will er raus,
wenn‘s geht, gar auf die Spitze –
vorbei an Blüte, Blatt und Laus
bis zu der Sonne Hitze.
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Da sitzt er nun im Höhenrausch,
der Wind bläst um die Nasen.
Und jedem unter ihm er lauscht
wie einem kleinen Hasen.
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Und dann passiert‘s – Er scheint‘s zu spürn,
der Höhenängste Marter.
Doch keine Wege, die ihn führn.
– Und keine Freunde, Partner!
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Nun tut er so, als ob‘s nicht weit.
Er sucht sich zu betrügen.
Erst kaum, dann schneller mit der Zeit
muß er sich darein fügen.
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Das Schicksal zwingt ihn, Schritt für Schritt!
Den Sturz nach unten ahnend
sucht er den Weg, setzt Tritt vor Tritt,
die Strecke für sich bahnend.
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Und dann – er weiß es; er begreift
im Fallen seine Dummheit!
Sowie ihn der Gedanke streift,
bremst ihn zum Halt die Weisheit.
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Nun sitzt der Mensch eins tiefer dort
im Astwerk seines Baumes;
nach oben zieht ihn nichts mehr fort,
kein Gaukel seines Traumes.
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Er weiß, je höher er auch steigt,
je tiefer kann er fallen.
Nur Klugheit ist es, die ihm zeigt,
am Grund nie aufzuprallen.
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