Wunschtraum eines Industrie-Managers

Beitrag in einem Kabarett-Programm,
das sich in erster Linie mit
Werbeslogans befasste (1984)

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Der Tag beginnt. Der Wecker summt,

die Pflicht, sie hat begonnen.

Die Frau wacht auf. Ihr Mann, der brummt.

Das Radio tönt versonnen.

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Man schwingt die Beine aus dem Bett,

die Augen müde plinkern.

Sie geht ins Bad und macht sich nett

und tuscht sich an die Wimpern.

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Ganz selig richtet sich ihr Blick

auf einen ihrer Tiegel:

Das Oil von Olaf, das macht schick,

drauf schwört sie Brief und Siegel.

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Dann schreitet sie der Küche zu,

kocht Wasser auf dem Feuer:

des König‘s Kaffee gibt ihr Ruh‘,

es ist ganz ungeheuer.

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Sie stellt Parama auf den Tisch,

frisch aus den grünen Landen.

Und den Vergleich, den scheut sie nicht,

mit allen den Bekannten.

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„Ach, Olaf,“ ruft sie, „sei so gut

und stelle laut die Werbung!

Denn ich bin immer auf der Hut

für eine Neuerwerbung!“

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„Du, weißt Du schon?“ meint sie dann rasch,

„von nebenan Madleine,

die kauft seit Wochen nur noch Wash

für 100 Meter Leine!“

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„Ich schaff‘ das Gleiche mit Vergil,

das zwingt das Weiß vor‘s Grau,

da spare ich drei Kilo viel.

Sag mir, bin ich nicht schlau?!“

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„Ja, ja, mein Schatz, doch sei mal still;

die sprechen da von Wagen:

Der Prograf, den ich kaufen will,

den gibt‘s beim Shop in Hagen!“

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„Ist‘s wahr?! Dann laß uns ganz rasch laufen,

bevor die Meyers ebenso

versuchen, das Gefährt zu kaufen.

Sonst werd‘ im Leben ich nicht froh.“

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Geschwinde eilen Eve und Olaf

zu dieser Autofirma hin,

zu kaufen diesen tollen Prograf.

Sie handeln mit Verstand und Sinn.

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Man möchte auch das Auto leasen,

denn morgen ist der Hausankauf.

So kommt kein Konto in die Miesen.

Das Leben nimmt so seinen Lauf.

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Es sei das Haus doch etwas neuer.

Metallic sei des Autos Lack.

Er war schon immer etwas teurer,

der ganz besondere Geschmack!

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