Irgendwann wachte ich auf. Gaby hatte sich auf das Sofa gelegt und las ein Buch. Mutti war nicht zu sehen. Es hatte geklingelt.
Es klingelte ein weiteres Mal. Gaby legte das Buch zur Seite und erhob sich. Sie ging durch die Wohnzimmertür und durch den Flur. Sofort schoß ich hoch und schlich hinter ihr her. Kater müssen schließlich wissen, was los ist. Als Gaby die Haustür aufgemacht hatte, entdeckte ich den Menschenmann, der mir so unsympathisch war, wenn er mit Gaby fürs Examen lernte. Aber – oje! – da waren ja auch noch zwei andere Wesen. Jetzt erkannte ich den Geruch wieder. Das Menschenmännchen hatte nach ihnen gerochen. Und noch etwas stellte sich heraus: die Zwei kannten die Duft-Post! – Sie rochen mich!
Aus dem Stand stürzten sie an Gaby vorbei und direkt auf mich zu! In meiner Panik sprang ich senkrecht hoch, landete auf einem Sessel, stieß mich ab und preschte durch die Beine von Gaby und diesem Männchen nach draußen. Die Wesen hinter mir her!
„Halt Deine Hunde zurück, Lothar!“ brüllte Gaby. Aber Lothar tat nichts dergleichen sondern rief: „Faßt die Katze!“. Hunde! Jetzt war mir alles klar. Ich lief, was das Zeug hielt, diagonal durch den Garten. Vor mir war ein Baum, die Hunde direkt hinter mir. Der Baum sah ausreichend hoch aus. Ich sprang. Aber schon mitten im Sprung wurde mir klar, daß dies ein sehr kleiner Baum war, die Hunde dagegen sehr groß.
In dem Moment, in dem ich den Baum berührte, drehte ich mich einmal um meine eigene Achse und katapultierte mich zurück – direkt in Richtung des vorderen Hundes. Genaugenommen direkt in sein Gesicht. Alle Krallen gleichzeitig ausgefahren.
Beim Aufkommen zog ich sie heftig zusammen und stieß mich sofort wieder ab. Diesmal in das bellende Gesicht des anderen Hundes. Wieder krallte ich. Dann flog ich einige Meter weiter unter einen Busch.
Völlig außer Atem blieb ich dort sitzen. Beide Hunde hatten aufgehört, so wild zu bellen. Statt dessen fiepten sie, denn meine Krallen hatten gut sichtbare Spuren in ihren Gesichtern hinterlassen. Aus dem einen Maul tropfte es blutig zu Boden.
Gaby kam mit diesem Lothar in den Garten gelaufen. Sie entdeckte mich mit dem ersten Blick und rannte zu mir. Sie griff in meinen Nacken, riß mich hoch und setzte mich auf ihre Schulter. Die beiden Hunde, denen ich bei diesem Schwung wieder näher kam, zogen sich sofort jaulend hinter Lothar zurück.
Dieser brüllte rasend vor Zorn: „Dein Promenadenkater hat meine Rassehunde verletzt! Das hat ein Nachspiel!“
Gaby ließ sich nicht beeindrucken: „Meinst du nicht auch, daß Du und deine Köter den Krieg angefangen haben?“ Sie machte eine Pause, aber Lothar antwortete nicht.
„Weißt du was? Du holst gleich Montag deine Sachen bei mir ab. Dann kommst du auch nie wieder in Verlegenheit, wenn jemand auf deine edlen Rassetiere aufpassen muß, wenn du lernen willst!“ Sie nahm mich von der Schulter und legte mich in ihren Arm, um mich hinter den Ohren zu kraulen. Dann ging sie mit mir im Haus und schloß die Tür.