*
Es war einmal ein hübscher Gaul,
der trabte durch die Landschaft.
Er war behend und gar nicht faul
und machte viel Bekanntschaft.
.
Da traf er eines Tages nun
‘ne Stute auf der Weide.
Und fortan wollt‘ er niemals ruhn,
ob eines Stalls für beide.
.
Er jagte los von Ort zu Ort,
die Menschen aufzusuchen.
Er stoppt‘ den Lauf am Hause dort,
um Arbeit hier zu buchen.
.
Der Mensch, der diesen Stall besaß,
sagte, er dürfe bleiben;
es gäbe für ihn Heu und Fraß
und seiner Frau ein Bleiben.
.
Der Hengst kehrte zur Stut‘ zurück,
ihr eilends zu berichten
von diesem ausgemachten Glück.
Sie trabten los zu sichten
.
den Mann und seinen großen Stall;
und war‘n allesamt fröhlich.
– Doch dann gab es den großen Knall:
Scheuklappen machten‘s möglich.
.
Der Hengst fuhr los zur großen Schau,
den Leuten zu gefallen.
Die Stute mühte sich gar rauh,
den Unterhalt zu zahlen.
.
Es schwand geschwind die Attraktion,
die beide einst gefangen.
Der Hengst konnte auch sehr bald schon
‘ne andre Frau erlangen.
.
Er schimpfte auf die erste Frau,
die für ihn sich geschunden,
machte vor sich sie bald „zur Sau“,
war ihr nicht mehr verbunden.
.
Im Tierreich ist es meist der Mann,
der allen will gefallen,
der sich aufplustert, der es kann,
die Muskeln hoch zu ballen.
.
Die Frau steht unscheinbar dabei,
bereit sich anzupassen.
Und bald darauf ist sie nicht frei,
nach anderem zu fassen.
.
So zieht sie los, für ihren Mann
die Kinderschar zu hüten.
Er – weiterhin – so gut er kann,
gefällt, — und sie muß brüten.
.
So ist sie denn nach etwas Zeit
die arbeitsame „Alte“.
Doch er ist bald darauf bereit,
zu sehen ihre Falten.
.
Strapaze ist‘s, die sie nun prägt,
Unruhe und viel Laufen.
Das alles an dem Ausseh‘n sägt,
es ist zum Haare raufen.
.
Es geht vorbei, das eine Jahr,
es geht vorbei, das Streben.
Nur selten hält bei solchem Paar
der Schwur für‘s ganze Leben.
.
Und die Moral von der Geschicht‘:
Bist Du die „alte“ Stute,
es dankt der Gaul Dir sicher nicht
das Schuften bis auf‘s Blute!
***