Brehm’s Tierleben

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Es war einmal ein hübscher Gaul,

der trabte durch die Landschaft.

Er war behend und gar nicht faul

und machte viel Bekanntschaft.

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Da traf er eines Tages nun

‘ne Stute auf der Weide.

Und fortan wollt‘ er niemals ruhn,

ob eines Stalls für beide.

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Er jagte los von Ort zu Ort,

die Menschen aufzusuchen.

Er stoppt‘ den Lauf am Hause dort,

um Arbeit hier zu buchen.

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Der Mensch, der diesen Stall besaß,

sagte, er dürfe bleiben;

es gäbe für ihn Heu und Fraß

und seiner Frau ein Bleiben.

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Der Hengst kehrte zur Stut‘ zurück,

ihr eilends zu berichten

von diesem ausgemachten Glück.

Sie trabten los zu sichten

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den Mann und seinen großen Stall;

und war‘n allesamt fröhlich.

– Doch dann gab es den großen Knall:

Scheuklappen machten‘s möglich.

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Der Hengst fuhr los zur großen Schau,

den Leuten zu gefallen.

Die Stute mühte sich gar rauh,

den Unterhalt zu zahlen.

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Es schwand geschwind die Attraktion,

die beide einst gefangen.

Der Hengst konnte auch sehr bald schon

‘ne andre Frau erlangen.

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Er schimpfte auf die erste Frau,

die für ihn sich geschunden,

machte vor sich sie bald „zur Sau“,

war ihr nicht mehr verbunden.

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Im Tierreich ist es meist der Mann,

der allen will gefallen,

der sich aufplustert, der es kann,

die Muskeln hoch zu ballen.

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Die Frau steht unscheinbar dabei,

bereit sich anzupassen.

Und bald darauf ist sie nicht frei,

nach anderem zu fassen.

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So zieht sie los, für ihren Mann

die Kinderschar zu hüten.

Er – weiterhin – so gut er kann,

gefällt, — und sie muß brüten.

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So ist sie denn nach etwas Zeit

die arbeitsame „Alte“.

Doch er ist bald darauf bereit,

zu sehen ihre Falten.

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Strapaze ist‘s, die sie nun prägt,

Unruhe und viel Laufen.

Das alles an dem Ausseh‘n sägt,

es ist zum Haare raufen.

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Es geht vorbei, das eine Jahr,

es geht vorbei, das Streben.

Nur selten hält bei solchem Paar

der Schwur für‘s ganze Leben.

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Und die Moral von der Geschicht‘:

Bist Du die „alte“ Stute,

es dankt der Gaul Dir sicher nicht

das Schuften bis auf‘s Blute!

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