Junge Mütter

Ich habe den Verdacht, dass Euch Jung-Müttern (vor allem mit Job und Kita, Tagesmutter und Fremdbetreuung) so einiges nicht klar ist.

Das menschliche Gehirn hat bei der Geburt eine Spar-Version an ausgebildeten Nerven. Diese reichen, um Essen und Trinken, Schlafen und Spielen mit Mamis Finger zu ermöglichen. Auch die Körperfunktionen sind versorgt. Aber Denken kann das Baby noch überhaupt NICHT !!!

Es macht im ersten Jahr so viel Erfahrungen, also Lernvorgänge, dass damit nach 12 Monaten das Sprechen angeleiert werden kann. „MaMaMa…“ wird möglich. Es kann gezielt greifen und mit den Augen (frühestens nach 3 Monaten, wenn das Bild sich um 180° gedreht hat, so dass Boden unten und Himmel oben ist) gezielt gucken. Dabei hat es eins im Auge: die Versorgung (Mama) sehen können, um sich irgendwie beliebt genug zu machen, damit diese Versorgung auch klappt: es kann lächeln.

Im zweiten Jahr werden die Beine unter den Körper gezogen, um das Aufstehen und Gehen zu lernen. Das dauert Zeit, ist auch ein Lernvorgang. Am Ende des zweiten Jahres klappt das dann meist so einigermaßen, nachdem Tischdecken zu Boden gezogen worden sind, denn das kleine Kind war noch nicht imstande, den Zusammenhang zwischen feststehendem Tisch und lose aufgelegter Decke zu begreifen.

In dieser Zeit braucht das Kind eine ABSOLUTE Vertrauensgrundlage zur MaMaMa…, um es zu riskieren, selbständig zu werden.

Im dritten Jahr versucht es, die Erfolge von Jahr Eins und Jahr Zwei ineinander zu basteln. Es lernt, die bisherigen Worte zu benutzen und so einigermaßen angebracht hervorzubringen. Zusammenhänge und Lerninhalte stehen noch nicht zur Verfügung, die einen Austausch / Diskussion zu ermöglichen. Es ist immer noch bemüht, MaMaMa und eigene Bedürfnisse aufeinander abzustimmen; ganz OHNE Begreifen von Inhalten und Notwendigkeiten. Das Kind zu fragen, was es jetzt mag, ist Blödsinn, denn ohne Zusammenhänge und Absichtsentwicklung geht keine nützliche Antwort. Wie auch. MaMaMa ist immer noch die lebenserhaltende Instanz, die göttin-gleich alles weiß, kann, macht und tut.

Mit vier Jahren stehen die Chancen schon besser, auch im Außen zu gewünschten Ergebnissen zu kommen. Es hat sich inzwischen die Fähigkeit, Zukunft blass zu erkennen, herausgebildet und Wünsche stellen sich dar. Was das Kind noch nicht kann: sich ein Geburtstagsgeschenk aussuchen, denn es kann noch nicht das Für und Wider abwägen. Es probiert aus! Und es fängt irgendwo an; meist bei dem, was am leichtesten erreichbar erscheint. Es wird sich erst später herausstellen, ob das tatsächlich Spaß macht.

Wir müssen dabei eines bedenken: all das findet in der geschützten Umgebung der MaMaMa statt. Alles, was weiter weg ist (Kindergarten, Tagesmütter, Besuchsoma/-opa…), kann nicht eingeschätzt und in jetzt (eben noch nicht) vorhandene Raster eingebaut werden. Wenn ein Kind also früh (vor dem 4. Lebensjahr) in Kita oder zur Tagesmutter verfrachtet wird, ist es in jeder Hinsicht restlos und total überfordert. Bitte, liebe Jungmütter: wenn Ihr das Pensum der ersten drei Kinder-Jahre neu lernen müsstet, dann wäret Ihr so ca. 10-15 Jahre beschäftigt !!! Also fordert von Euren geistigen Hochleistungssportlern keine zusätzlichen Leistungen, die einfach noch nicht möglich sind. Wenn Kinder in Kita/Tagesmutter nicht klar kommen, seid Ihr gefordert, herauszufinden, woran das liegen könnte. Das Kind ist bei Euch „gelandet“ – Ihr seid zuständig, wenn Ihr das Kind „in die Fremde“ schickt. Bereinigt die Schwierigkeiten. Kinder sind nicht bösartig – sie können das einfach nur noch nicht. Und ihre Möglichkeiten, Euch das zu signalisieren beschränken sich anfangs auf den Körper, später kommt noch Geschrei, Trotz und andere Abwehrreaktionen dazu.

Macht Euch das bitte deutlich. Es hat Euch niemand vorher gesagt – leider. Es gab auch nicht den MaMaMa-Clan, in dem Ihr das erleben konntet. Ihr seid ins kalte Wasser gesprungen. Trotzdem werdet Ihr jetzt schwimmen müssen. Sorry, ich spreche als Anwältin Eurer Kinder. S c h w i m m t – und bringt Eure Kinder Jahr für Jahr voran – 15 Jahre lang.

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