Ein Blick in die Natur zeigt mir, dass der Nachwuchs aus dem weiblichen Prinzip heraus kommt. Es ist zwar in den meisten Fällen auch das männliche Prinzip nützlich, aber nicht zwingend, denn das weibliche Prinzip kann dies auch ohne Bestäubung.
Nur eben diese Bestäubung ist der männliche Anteil am Werden, Blühen, Wachsen, Gedeihen und Vergehen. Alles andere kann das weibliche Prinzip mindestens ebenso gut.
Das Weibliche lässt in sich wachsen, um dann zu gebären. Dafür braucht es Ruhe und einen gesunden Rhythmus. Die Natur gibt uns beides vor, sie macht es uns vor, sie zeigt es uns.
Bei Tieren erfolgt dies ohne Gedanken automatisch, es ist inneres „Wissen“. Sie folgen den Pfaden der letzten Jahrmillionen. Wer dem nicht folgt, stirbt. Wir Menschen machen uns Gedanken. Doch es sollte uns bewusst sein, dass wir ebenso Teil dieser Natur sind und demzufolge auch mit ihr in Harmonie lieben müssen, um uns selbst zu entfalten. Logisch?
„Logisch“ ist ein Schlüsselwort, wenn wir schon denken. Nur das, was in die Natur passt, ist das, was uns nützlich ist. Hierbei ist die Beobachtung der Natur die Basis unserer Möglichkeiten. Die Göttin, die wir auch „Natur“, „Schöpfung“, „Nahrung“, „Liebe“ oder „Freude“ nennen können (alles weibliche Worte!), ist unser Leben, von dem wir ein Teil sind.
Sich nach einem Schöpfer-Gott weit weg, unfassbar, unerklärlich… umzuschauen, ist sinnlos und nutzlos. So ein göttlicher Mann wurde nie gesehen, hat sich nie gezeigt, wurde nie gehört, geschmeckt, gefühlt oder gerochen. Eine Mutter konnten wir anfassen, aus ihr heraus Milch bekommen, wurden lange von ihr in ihrem Inneren versorgt, waren schon lange vor unserer Geburt in und bei ihr Zuhause. Was nützt uns ein göttlicher Mann, der nichts davon zum Leben beigetragen hat? Logisch?
Dem Weiblichen wird zwar nachgesagt, es könne nicht „logisch“ denken, aber das männliche Prinzip als „Gott“ ist äußerst unlogisch. Alles in der Natur fügt sich logisch zusammen und funktioniert auch so. DIE Natur ist somit erst einmal weiblich – vom grammatikalischen Geschlecht bestätigt.
Alte Lebensphilosophien – weibliche natürlich – sprechen von der kreativen Natur, der Göttin, die aus sich heraus gebärt und erschafft. Jedes Jahr erneut zu bewundern, mit jedem Frühjahr und jedem wärmer werdenden Tag. Diese Philosophien sprechen von der Fülle, die aus sich sekbst heraus entsteht; von der Wärme, die uns umgibt; von den Früchten, die uns ernähren; jeden Sommer können wir aus der Natur ernten. Eben diese Lebenserfahrungen sprechen auch vom Herbst, wo wir zur Ruhe kommen können; wo wir uns erholen können; wo wir in Liebe und Weisheit mit uns umgehen können. Die Natur gibt uns im Winter die Zeit, uns auf uns selbst zu besinnen; wir können in Festen die Hoffnung auf ein Neues Jahr feiern, dass dann im Frühjahr beginnt. Logisch?
Was immer auf dieser Erde, als solche die materiell fassbaren Göttin, passiert, fügt sich zu einem logisch organisierten Rhythmus zusammen. Hier, jetzt und auch in Zukunft. Dem können wir logisch folgen. Also können wir auch folgern, dass dies unser Leben und unsere Rückbindung ist.
Rückbindung heißt auf Latein „religio“. Da jedoch der eingedeutschte Begriff „Religion“ von der männlichen Seite okkupiert worden ist, spreche ich lieber von „Glauben und Wissen“. Denn das kann ich sehen, hören, anfassen, riechen, schmecken und fühlen. Das ist göttlich, denn es umfasst das gesamte Leben, die gesamte Schöpfung. Es ist nicht das Echo eines Urknalls – es ist die Freude, mitten im Leben zu stehen.
Nicht dass wir verstehen könnten, wie das alles zusammenfügbar ist – das ist göttlich. Nicht dass wir das alles selbst managen könnten – das ist die göttliche Aufgabe. Doch um zu leben über die pure Existenz hinaus ist die Schöpfung geeignet – in Liebe, in Freude und im Vertrauen auf den nächsten Tag.
Für mich ist die Schöpfung weiblich, denn das Weibliche erschafft sich jeden Tag selbst neu. Weibliches Blut ist Erneuerung; es braucht keine Opfer! Es verschafft Kraft und Stärke. Logisch, denn wir sind wieder im Vollbesitz unserer erfrischten Fähigkeiten.