21. Höhle der Ur-Erinnerung

Indianische Geschichten, übersetzt von Rakuna

Ernte–Mondin, Vollmondin, Schwarzmondin

 

Ihr geht den Pfad zur Höhle der Urinnerung immer mit ein wenig Aufregung und Anspannung. Die Wand-Malereien teilen mit euch die Geschichten all der Frauen, die vor euch hier waren. Ihr berührt die Gemälde / Zeichen in dem Bemühen, Altes aufzunehmen, was sie euch sagen. Ur-Erinnerungsbilder flammen in euch auf.

Bevor ihr hingeht, badet ihr euch im klaren Wasser des Teiches. Nicht mehr länger beschäftigt sich euer Verstand mit Gedanken des täglichen Lebens. Ihr geht in den Teich und seht euer Spiegelbild im Wasser. Ihr setzt euch selbst und beginnt euer Namenslied zu singen. Ihr taucht ein in den Schoß des Wassers. Ihr verwendet Gräser, die eure Haut dem Glühen öffnen.

Ihr erinnert eure Geburt und euer Begrüßt werden im Stamm. Ihr erinnert eure verschiedenen Namen mit denen ihr herangewachsen seid. Und ihr fühlt den Namen, den ihr jetzt tragt, wissend, dass auch dieser abgelegt werden wird.

Ihr beginnt euren Öffnungsgesang, der euch zu dem Wissen führt, dass ihr jetzt reif genug dafür seid. Ihr seht die Schwestern, die alles vorbereiten und gemeinsam kriecht ihr in den Tunnel, so wie die Volle Mondin den Weg beleuchtet. Ihr kriecht auf Händen und Knien, tragt nichts auf dem Leib, wenn ihr den Schoß der Großen Mutter aufsucht, die Kammer der Urinnerung. In der Höhle hat das Feuer reiche Glut. Die Mondin füllt das gerundete Dreieck in der Öffnung über dem Feuer. Die Wände sind bemalt mit dem Mondblut all der Frauen, die jemals hier waren. MädchenMütter gaben ihr erstes heiliges Blut, das in besonderen Schalen (mit Bildnissen ihrer Tierhelferinnen verziert) aufgefangen wurde und den Alten gegeben, die wussten, wie daraus der heilige Zaubertrank gefertigt wurde.

Es gibt einen Willkommensgesang für jede neue Frau in der Höhle der Urinnerung. Und sie singen ihren Namen. Die MädchenMutter gibt ihr Versprechen, Mutter Erde zu nähren mit ihrem Herzen und ihrem Blut, mit ihren Händen und ihren Füßen. Sie verpflichtet sich selbst, Hüterin der Erd-Mutter zu sein. Dies wird besiegelt, indem sie mit ihrem Blut ihr Zeichen zu denen all der anderen Frauen an den Höhlenwand hinzufügt. Sie weiß, ihr Blut verbindet sich mit all den Geistern all der Frauen, die das gleiche Versprechen gaben. Sie verbindet sich mit dem Weben der Frauen.

Die weisen Frauen reiben duftendes Öl auf ihren Leib und singen den Gesang des Willkommens und des  Beistandes. Das Öl sagt ihrem Leib, dass sie geehrt ist und nun leicht und vollständig in die Kammer des Schoßes kommen kann.

Alle Frauen tanzen die Neue ein. Das Weben wird getanzt und alle wissen: es wird stärker und reicher. Sie kommen im Kreis zusammen. Jede teilt ihr unmittelbares Wissen in ihrer eigenen Zeit. So wie eine jede sich mitteilt, wird ihr Name gesungen und alle sind verbunden mit dem, was ihr Geist  und ihr Name darbringen. Jede Frau ist gehört und geehrt.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Frauen im Kreis zusammenzukommen. Zur Schwarzmondin ehren sie drei Nächte lang das Fließen ihres Mondblutes, lau7schen der innewohnenden Weisheit und rufen dann die Kräfte, die  sie für ihr Wachsen und Werden brauchen. Es ist die Zeit der Wahrsprüche und der Weisheit der Schlange. Zur Vollmondin kommen die fruchtbaren Frauen zusammen, um die hellsichtigen Wirkstoffe ihrer Eischatzkammern zu nutzen für den unmittelbaren Zugang zur Weisheit des Alls. Außerdem gibt es Zusammenkünfte für die Mondin der Jahreszeiten und für besondere Bedürfnisse.

Wenn einer Frau das Wissen gegeben wird, sich dort zu versammeln, wir d dies getan. Eine Frau mag einen Kreis von Schwestern brauchen, der ihr hilft, ihre Seele oder ihren Leib zu heilen. Dies wird bereitwillig getan. Die Höhle der Urinnerung ist ihr aller Zuhause und mit Freude gehen sie immer dorthin.

Zur Erntezeit, wenn die Pflanzen und Bäume um sie herum Frucht tragen, sammeln sich die Frauen und reichen und teilen miteinander die Früchte ihres Werdens. Es gibt viele Geschichten von Fülle und von den zauberischen Zeiten, als die Sterne und die Erde ihnen allen Geschenke des Lebens gaben. Alle erinnern, was eine jede in diesem Kreislauf der Zeit „geerntet“ hat. Sie reiben einander warmes Kräuteröl auf die Brüste, Bäuche und Schöße, um das Wissen ihres Körpers von der Ernte ebenso zu feiern, Mütter mit ihren kleinen Kindern werden geehrt und ihnen wird gedankt.

Die Frauen tanzen mit der Vollmondin und singen Lieder der Dankbarkeit für Mutter Erde. Sie erinnern, die Erde immer zu nähren, so wie sie immer genährt werden.

Das Feuer scheint auf Gesichter, die Tränen der Freude kennen. Diejenigen, die in die Sterne sehen, sprechen darüber, was die Erde braucht und was ihre Kinder in der kommenden Jahreszeit bekommen werden. Jede Frau bietet ihr Wissen an, die Bedürfnisse der Erde zu nähren. Sie reisen zu den Sternen-Menschen und zur Erdmutter für ein volleres Wissen.

Es wird ihnen von den Jungfrauen, die noch nicht geblutet haben, frische Nahrung und Wasser an den Eingang der Höhle gebracht.

Männer bereiten das Essen und ehren die Frauen für das Geschenk allen Lebens, das durch sie auf die Erde kam.

Die Ernte-Mondin-Feier lasst das Wissen von Fülle reifen. Die Frauen vertiefen sich in ihre Gabe des Lebens und verbinden sich mehr und mehr dem Netz allen Seins.

Sie verlassen die Höhle durch den Geburtsgang, singen das Lied der Geburt und verbinden sich mit dem neuen Tag.

Die alten Frauen, die Jungfrauen, die Kinder und die Männer warten auf das neue Wissen, das sie bringen und tanzen vor Freude. Sie teilen miteinander die Geschichten des Wissens, die Nahrung für die gesamte Gemeinschaft sind.

Die Frauen sind geehrt für die Ernte des Wissens.

G00095, Kuh, Lascaux_1000a

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