– oder wie wir uns mit der Sprache das Leben schwer machen –
Ich zitiere:
→ Das macht „man“ nicht!
→ Hier hat „man“ anständig zu sein!
→ Hier streitet „man“ sich nicht!
→ „Man“ sagt bitte und danke!
→ So macht „man“ das nicht. Das macht „man“ anders!
→ Beim Begrüssen und Verabschieden schaut „man“ sich an! Und „man“ gibt sich die Hand!
→ Wenn „man“ das sieht, kann „man“ sich ja denken wie…
→ Wie kann „man“ nur auf so eine Idee kommen?!
→ Das hat „man“ schon immer so gemacht! Das kann „man“nicht ändern.
→ Wenn „man“ in der Gesellschaft einen Platz haben will, muss „man“ sich eben anpassen!
→ Da kommt „man“ nicht drum herum!
Wenn es nicht nur das wäre, wo der Mann als Basis genommen wird, um die Frau in eben diesen Zusammenhängen zu ignorieren, könnten wir uns vielleicht sogar damit arrangieren. Aber es beschränkt sich keineswegs darauf. Man macht das nämlich durch die gesamte Kultur hindurch.
Berufe:
Es gibt den Ingenieur, aber nur selten, wenn überhaupt, die Ingenieurin.
Es gibt den General, den Papst, den Honorar-Professor… – bisher konnten wir Frauen diese Bereiche kaum übernehmen.
Namen:
Da finden wir ohne weiteres
- Frau Otto
- Frau Heinrich
- Frau Walter
Doch ich finde keinen
- Herrn Margarete
- Herrn Ilona
- Herrn Johanna
Auch Herr Annatochter ist mir noch nicht begegnet, wohl aber Frau Friedrichsen (…sen = Sohn).
Auch heißt es über „Herrn Müller“, mit seiner Frau zusammen vorgestellt als „Herr und Frau Müller“.
Sprachlich ein Unding, denn passend zu „Herr“ gehört „Dame“ und zu „Frau“ gehört „Mann“. Klingt erstaunlich, oder?
„Darf ich Ihnen Frau und Mann Steinfurt vorstellen?“
Was ich jederzeit gefunden habe, sind Nachnamen, die sich auf das männliche Geschlecht beziehen: Neumann, Zimmermann, Hofmann, Sielmann.
Noch nie gefunden: Sielfrau, Hoffrau, Zimmerfrau oder Neufrau.
Beim Industriekaufmann nehmen wir alle an, dass das ein Mann, aber auch eine Frau sein kann ( = geschlechtsUNspezifischer Überbegriff). Bei der Industriekauffrau hingegen sind wir absolut sicher, dass es ausschließlich eine persönliche Information ist. Frauen bilden nun mal nicht die Grundlage der Verallgemeinerung. Das steht nur dem männlichen Geschlecht zu.
Männer-Berufe werden so benannt, dass jede Frau sich damit zufriedengeben muss, wenn sie damit betitelt wird. Aber für den bis dahin weiblichen Beruf der Hebamme ist beim Einbeziehen der Männer prompt ein neuer eigener Begriff (und massenhaft neue Verordnungen) geschaffen worden = Geburtshelfer.
Dieser Umgang mit der Sprache, die eigentlich die Muttersprache ist und solche Unsäglichkeiten gar nicht beinhalten sollte, führt zu einer Vatersprache, die es schafft, dass das Weibliche (mehr als 50% der Weltbevölkerung sind Frauen!) in Luft aufgelöst wird. Die Frau ist so schon seit Jahrhunderten als Anhängsel des Mannes betrachtet worden. Nicht der Erwähnung wert. Also auch nicht geachtet. Stattdessen überfordert, da ihr keine Rechte zugebilligt wurden und werden.
Ich habe bis 1975 nicht geheiratet, weil vorher jeder Ehemann mich bei meiner Arbeitsstelle hätte kündigen können, „weil meine Frau den Haushalt sonst nicht schafft!“ und ich hätte nichts daran ändern können.
Frauen machen sich bis heute strafbar, wenn sie eine Schwangerschaft abbrechen. Das entspr. Gesetz ist zwar zur Zeit außer Kraft gesetzt, besteht aber noch. Frauen haben in unserer Gesellschaft bis zum heutigen Tag nur ein sekundäres Selbstbestimmungsrecht. Sie sind maximal „Männer zweiter Klasse“.
Das muss uns deutlich sein, BEVOR wir depressiv nach Überforderungen in der Ecke versinken, mit Psychopharmaka zugedröhnt und bis in die nächste Steinzeit ignoriert werden.
Wir müssen eigentlich unsere Anerkennung erzwingen (nicht beim Ehemann, dem geht es ähnlich mies wie uns):
→ Bestehen auf einer weiblichen Berufsbezeichnung
→ aus jedem „man macht“ ein „frau macht“ gestalten
→ „nieMANd und jeMANd“ abschaffen und durch „Jede und keine“ ersetzen.
→ aufhören, männliches als automatisch definierend zu betrachten; also genau hinschauen, was wir sagen.
→ und wenn die Formulierung „man“ unvermeidlich ist (ist sie meist jedoch nicht), dann sollten wir sie provokativ durch „mann“ ersetzen.
Wir brauchen, um gesund zu sein und zu bleiben, eine mehr als 50%ige Anerkennung unserer Leistung.
Wir sollten damit anfangen, damit unsere Töchter unser Leid nicht weiter in die Zukunft tragen und ihrerseits vererben.
Jede „Gewissensfrage“ ist eine Manipulation über patristische Behauptungen, in die wir via „Glauben“ eingebunden werden sollen. Bevor Ihr an Euer „GeWISSEN“ appelliert, lebt besser mit Euren GeFÜHLEN.
Übrigens: keine Frau wird befruchtet, denn die Frucht ruht bereits als Vorform in ihr. Sie wird höchstens bestäubt, denn der männliche Samen ist kein Samen. Samen können von alleine, in die Erde gebracht, wachsen und zum neuen Individuum werden – Pollen kann das nicht! Es wird ihr auch kein „Kind gemacht“. Das kann frau ganz alleine – siehe Maria als Mutter des Gottes.
Lasst uns nie wieder von Brüderlichkeit reden, denn
alle Menschen werden Schwestern !
Literatur: Luise E. Pusch