Kaschmirischer Shivaismus
Klassifikation der niedergeschriebenen Tradition [Quelle: Wiki]
Die ersten kaschmirischen Shiva-Texte wurden im frühen neunten Jahrhundert n.Ch. geschrieben. [28] Als monistisches Tantra-System oder Trika-Shivaismus, als das es auch bekannt ist, entnimmt es Lehren aus den Shrutis, wie den monistischen Bhairava-Tantras, den Shiva-Sutras von Vasugupta, und auch einer besonderen Version der Bhagavad Gita, die auch als Kommentar von Abhinavagupta als Gitartha Samgraha bekannt ist. Es werden auch Lehren aus dem Tantraloka verwendet, dem Hauptwerk von Abhinavagupta, das aus den im Kashmir-Shivaismus verwendeten Smritis hervorsticht. Generell kann die ganze niedergeschriebene Tradition des Shivaismus in drei Hauptteile aufgeteilt werden : Agama Shastra, Spanda Shastra und Pratyabhijña Shastra.
- Agama Shastra sind jene Schriften, die als direkte Offenbarung Shivas betrachtet werden. Diese Schriften wurden zuerst vom Meister zum würdigen Schüler mündlich überliefert. Sie beinhalten für diese Schule essenzielle Werke wie das Malinivijaya Tantra, das Svacchanda Tantra, das Vijñanabhairava Tantra, das Netra-Tantra, das Magendra-Tantra, das Rudrayamala-Tantra, das Shivasutra[29] und andere. Es existieren zahllose Kommentare zu diesen Werken, die meisten zum Shivasutra.[30]
- Das Spanda Shastra, dessen Hauptwerk das Spanda Karika von Bhatta Kallata einem Schüler von Vasugupta, ist, besteht mit seinen vielen Kommentaren. Von diesen sind zwei von größerer Bedeutung: Spanda Sandoha (diese Kommentar handelt nur von den ersten Versen des Spanda Karika) und das Spanda Nirnaya (welches ein Kommentar zum ganzen Text ist).[31] Das Spanda Karika hat eine Kosmologie zum Thema, in der durch eine Schwingung (Spanda) im höchsten Bewusstsein (Shiva) das Universum hervortritt. Diese Vibration wird hervorgerufen durch Shakti, Shivas Energie, die die Manifestation des Kosmos ist und aus dem Einen alles entfaltet, und dennoch nicht von Shivas Transzendenz getrennt ist. Dieser Nicht-Dualismus ist kennzeichnend für die Trika-Schule [32]
- Pratyabhijña Shastra sind jene Schriften, die hauptsächlich einen metaphysischen Inhalt haben. Wegen der Annahme, diese Schriften hätten ein außerordentlich hohes, spirituelles und intellektuelles Niveau, ist dieser Teil der niedergeschriebenen Tradition des Shivaismus der für die Uneingeweihten am wenigsten zugängliche. Trotzdem bezieht sich dieser Teil der Schriften auf die einfachste und direkteste Form der spirituellen Selbstverwirklichung. Pratyabhijña bedeutet „Wahrnehmung“ und bezieht sich auf die spontane Wahrnehmung der göttlichen Natur, die in jedem menschlichen Wesen verborgen ist, den Atman. Die bedeutendsten Werke in dieser Kategorie sind: Ishvara Pratyabhijña, das fundamentale Werk von Utpaladeva und Pratyabhijña Vimarsini, ein Kommentar zur Ishvara Pratyabhijña.
Ishvara Pratyabhijña bedeutet die direkte Wahrnehmung der Gottheit Ishvara als identisch mit dem eigenen Herzen. Vor Utpaladeva schrieb sein Meister Somananda das Siva Drsti (The Vision of Siva), ein devotionales Gedicht mit vielen Bedeutungsebenen. [33]
Link zu deutschem Text des Vijnanabhairave Tantra