Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir uns keine Träume mehr genehmigen, die uns zu unserem Kern führen. Wir gestatten uns nicht, eine Aura wahrzunehmen, und bezeichnen solcherlei Gesehenes als Phantasieprodukt und somit unrealistisch.
Realismus haben wir zum Non-plus-ultra erklärt, was uns zu Einheitswesen ohne Aussicht auf Entwicklung degradiert. Kinder, die noch Erscheinungen wahrnehmen können, welche sich der dinglichen Welt entziehen, unterstellen wir, sie träumten. So haben wir alles aus unserem Leben verbannt, was unseren Horizont erweitern und unsere Welt schöner gestalten könnte.
Vor allem aber geben wir damit die Chance auf, uns in die inneren Gefilde zu begeben, in denen wir uns heilsam von den täglichen Katastrophen trennen können, um wieder zu unserem gesunden Kern zu finden. Stattdessen akzeptieren wir wahrsagerische Behauptungen, wir hätten nur noch wenige Tage, Wochen oder Monate zu leben. Wir sollten überlegen, ob das unser Weg ist.
Egal wie ausgeklügelt und technisch hochstilisiert unsere moderne Medizin ist – sie fußt bei allen ihren Aktionen auf den sog. „Selbstheilungskräften“, denn Heilung hat sie nicht anzubieten. Sie repariert unbestritten hervorragend, wenn etwas kaputt gegangen ist. Doch hinsichtlich der Gesundung und Heilung muss sie sich auf die wirkende Lebenskraft des Individuums verlassen.
Obwohl jedoch diese Lebens- und Selbstheilungskräfte so eminent wichtig zu sein scheinen, existieren kaum Forschungen auf diesem Gebiet. Stattdessen landen betroffene Menschen in technisch ausgerichteten und mechanisierten Kliniken, in denen auf all das, was die Lust am Leben unterstützen könnte, kaum Berücksichtigung findet. Obschon zugewandte Pflege und die Bereitschaft, sich persönlich um die Betroffenen zu kümmern, vielleicht die eigentliche Heilung darstellen, sind Schwestern und Pfleger grandios unterbezahlt und zeitlich restlos überfordert.
So bleibt kranken Menschen letztlich nur die Flucht in ihre eigene Traumwelt. Hier kann jeder bestimmen, wie die eigene Welt aussehen soll, kann sie gestalten, in geliebte Farben tauchen, heilsam empfinden und mit der Hoffnung auf Heilung in die „reale“ Welt mitnehmen.
Damit aber bleibt genau der Weg offen, der vielleicht der einzig existierende Heilweg ist. Schon vor Jahrhunderten wurde er beschritten, wenn Menschen sich aufmachten, im Tempel zu schlafen. Eigentlich haben wir viel Erfahrung mit diesem Weg, wenn wir ihn wieder für uns zulassen. Schon als Kinder, unterstützt von der Mutter, haben wir uns fallen lassen in die Welt der eigenen Phantasie, haben die Zeit der Träume genutzt, gesund zu werden.
Wenn wir sein können, wie wir sind, ohne durch zu starke Medikamente aus unserer eigenen Kraft verdrängt zu werden, sind wir in jedem Moment unseres Lebens auf dem Weg der Besserung. Wenn wir sein können, wie die Natur uns geschaffen hat, sind unsere Heilungschancen am größten. Heute werden wir durchschnittlich weit über 80 Jahre alt. Diejenigen, die bereits dieses Alter erreicht haben, sind in ihrer Jugend zumeist nicht mit Impfstoffen oder Antibiotika konfrontiert worden. Sie bilden die mangelernährte Kriegs- und Nachkriegsgeneration; eigentlich aus Sicht der modernen Medizin ein restlos gestresster und unterversorgter Jahrgang. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb scheinen sie auf ihre Lebens- und Selbstheilungskraft äußerst erfolgreich zurückgreifen zu können.
Das legt nahe, die alten und erfolgreichen Heilungswege wieder neu zu beschreiten. Greifen wir doch zurück auf unsere Phantasie, lassen wir dieser in jedem Traum ihren Raum, uns den Weg zu weisen, der zu unserer Heilung führt. Hören wir einfach wieder hin, auch wenn das „unrealistisch“ erscheinen mag. Hören wir wieder auf unseren inneren Arzt, auf unsere innere fürsorgliche Mutter, um uns gesünder in den nächsten Tag zu stürzen.
Wenn wir dieser inneren Stimme wieder Gehör schenken, gehorchen wir nur noch einer Instanz: unserem eigenen Sein und unserer eigenen Stimme. Wohin immer sie führen mag – in jedem Fall näher zu uns selbst. Dort in diesem Kern unseres Seins sind wir zu Hause und können begeistert uns selbst leben.